Wohnung Berlin

Retro-Hommage – ohne Kitsch

Ein "unmodisches" Projekt.

Wenn Experten für sich selbst arbeiten, dann ist das immer eine besonders knifflige Herausforderung. Stefan Flachsbarth vom Berliner Büro bfs d stellte sich ihr trotzdem – mit einem erstaunlich unprätentiösen Ergebnis. Die 80 Quadratmeter große Neubauwohnung des Architekten in Berlin-Kreuzberg besticht schon durch den klaren, rechteckigen Aufbau: offener Wohnraum mit Küche und Balkon, Schlafzimmer, Bad, Flur. Die Fenster sind groß, schlicht, mit schwarzem Stahl. Der Boden mit dem geölten Eichenholzparkett wirkt warm.

Anzahl Bewohner1 Person
Wohnfläche80 m²
StandortBerlin- Kreuzberg
Fertigstellung06/2018
Planungsbürobfs d flachsbarth schultz
Zum Profil
FotografieJordana Schramm
Die Wandfarbe im Wohnraum ist ein mattes Grau nach Le Corbusier, die einfach alles davor gut aussehen lässt - vor allem Menschen.

Stefan Flachsbarth & Michael Schultz (nicht im Bild)

Eyecatcher im Wohnraum ist die glänzende Edelstahlküche, die sich über die gesamte Ostseite des Raumes erstreckt. „Meistens gehe ich abends essen und verbringe nur wenig Zeit in der Küche. Dementsprechend wirkt sie sehr reduziert, der wohnliche Charakter ist mir wichtiger. Alles, was ich brauche, passt in das kleine Vintage-Schränkchen aus Palisanderholz“, sagt Stefan Flachsbarth. Und genau solche charakterstarken Einzelstücke geben diesem Zuhause seine Persönlichkeit. Mehr noch: Die Wohnung bietet ihnen eine Plattform, auf der sie zur Geltung kommen können. Da ist zum Beispiel der Fünfziger-Jahre-Couchtisch aus Teak, der sich auf dem Wohnzimmerteppich an einen metallenen Weggefährten aus den sechziger-Jahren kuschelt. Der Esstisch ist ein Vintage-Stück des dänischen Möbelherstellers Fritz Hansen, die Gubi-Leuchte über ihm zitiert ebenfalls die Vergangenheit. Zu einigen Stücken hat der Architekt eine ganz besondere Verbindung. „Den halbhohen Schlafzimmerschrank aus Esche habe ich mit 14 Jahren von meinem ersten selbst verdienten Geld gekauft. Ich mag ihn immer noch, er hat eine zeitlose Designsprache – warum sollte ich ihn nicht behalten wollen.“ Neben den Formen sind es vor allem auch die Materialien, die in einen Dialog mit der cleanen Architektur dieses Gebäudes treten. So wird dem Tastsinn auf kleinstem Raum ein reizvoller Parcours geboten: Keramik, Glas, Metall, Holz, Samt… alles da. Da darf sich die Farbigkeit dann ruhig zurücknehmen: Außer beim sonnengelben Sofa ist von Trendfarben keine Spur. „Unsere Projekte sind eher unmodisch“, sagt Stefan Flachsbarth dazu. „Das hat sich für uns bewährt.“ Auch bei seiner eigenen Wohnung, die gerade durch ihre unspektakuläre Klarheit beeindruckt.

Impressionen