Wohnung Ainmillerstraße

Wunderbox mit Fifties-Touch

Von beklemmend zu hochästhetisch.

München-Schwabing, ein typischer Nachkriegsbau: Zwei Herren und eine Dame von der Sparkasse schauen sich eine zum Kauf stehende Fünfziger-Jahre-Wohnung an: eng, dunkel, niedrige Decken, noch die Originaltapeten an den Wänden und die Standardelektrik von früher. „Es war beklemmend“, erinnert sich Sascha Arnold vom Büro Arnold / Werner Architektur und Innenarchitektur, der seinen Freund und Bauherren damals begleitete. „Trotzdem wussten wir sofort, dass man da was draus machen kann.“

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnfläche120 m²
StandortMünchen
Fertigstellung2018
PlanungsbüroArnold/Werner Architekten
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FotografieBoo Yeah
Man sollte nicht alles beim Einzug neu kaufen, eine Wohnung muss wachsen, sich entwickeln - sonst sieht sie aus wie ein Showroom.

Sascha Arnold & Steffen Werner

Wer jetzt das unauffällige Treppenhaus des Wohnhauses in den fünften Stock hochsteigt, ahnt nicht, dass er in einer hochästhetischen Wunderbox ankommen wird. Schon wenn sich die Eingangstür öffnet, schweift der Blick an die nachtschwarze, teilverspiegelte Decke. Im offenen Wohnraum leuchtet eine knallrote Eichenholzblende. Sie versteckt eine Treppe und ist mit ihrer Knallfarbe, der geschwungenen Form und dem Messingbandabschluss eine Art begehbare Skulptur. Die schwingt sich empor in den ersten Stock und eröffnet einen großzügigen Raum mit sechs Meter Deckenhöhe. Bei so viel Licht und Luft durfte der Boden dunkler sein: Der Bauherr entschied sich für Räuchereiche, die im Leiterverband verlegt wurde. Ein Kniff, welcher der klassischen Eiche einen ungewöhnlichen Look verleiht. In der Küche entfaltet sich zwischen dem dunklen Holzfußboden und den salbeigrünen Linoleumfronten ein charmanter Dialog. „Farbton und Material sind bewusst als Fifties-Reverenz gewählt, aber neu interpretiert“, betont Sascha Arnold. Sogar Details wie die abgerundeten Kanten der Küchenzeile erinnern dezent an die Entstehungszeit der Wohnung. Um die Harmonie aufzurütteln, wurde der baulich festgeschriebene Beton-Ringanker im benachbarten Esszimmer roh gelassen. So brutal er ist, er rhythmisiert den Raum und wirkt fast wie ein gigantischer Rahmen für die Kunst, die unter ihm hängt: Porträts unterschiedlicher Stile in Petersburger Hängung. Sogar eine Privatgalerie hat heute in der ehemals engen Wohnung also noch Platz.

Impressionen