Private Veranstaltungsfläche

Treffpunkt für Ästheten

Blackbox mit Küchenmonolith

Manchmal sollte man besser nicht auf den guten Rat von vermeintlichen Freunden hören. Vor und während des Studiums wurde Ingo Haerlin nämlich immer wieder davon abgeraten, Innenarchitektur zu studieren – seit 2016 lehrt er nun selbst an der Hochschule in Darmstadt. Im Moment sitzt er zufrieden an seinem Schreibtisch im Studio, auf der Tischplatte treffen Materialmuster und ausgedruckte Zeichnungen auf das Spielzeug seiner Kinder, die am Vortag zu Besuch waren: „Es macht mir Freude, Dinge zu entwerfen und zu planen, die funktionieren“, sagt der gelernte Möbelschreiner. Er ist sich seines Glückes sehr bewusst. „Es ist ein großes Privileg, wenn einem der Beruf so viel Spaß macht.“ Ob er eine Dachterrasse mit quietschgelber Containerbar in Frankfurt gestaltet, ein Weingut saniert oder das Innenleben einer Kindertagesstätte entwirft – Ingo Haerlin und die mittlerweile elf Mitarbeiter in seinem Team gehen jeden Auftrag mit derselben Begeisterung an. Was muss passieren, damit er ein Projekt ablehnt? Ganz einfach: „Wenn mir das Thema nicht gefällt.“ Ingo Haerlin ist in vielerlei Hinsicht erfrischend kompromisslos. Und genau so ist auch das Design des privaten Veranstaltungsraumes in der Darmstädter Weststadt: kein Zugeständnis an Sehgewohnheiten, kein Mittelweg, keine Abstriche ans Budget. Sondern hervorragender Innenausbau, der das Zusammenspiel von Farbe, Material und Form auf die Spitze treibt. Das Gebäude gehörte einst der Bahn und liegt direkt an den Gleisen. „Ein schönes Thema in urbaner Umgebung“, sagt der Innenarchitekt. Freunde beauftragten ihn damit, aus dem schmucklosen, 180 Quadratmeter großen Raum einen Ort zu machen, an dem gemeinsam gekocht und gefeiert wird. Er entwarf eine Black Box mit eingebauter Garderobenwand, einem großen Küchenmonolithen, langen Tafeln und speziell angefertigten Metallleuchten.

Anzahl der Bewohnerprivate Veranstaltungsfläche
Wohnfläche180 qm
StandortDarmstadt, Deutschland
Fertigstellung2017
Award 2018Auszeichnung
 
Planungsbüro12:43 Architekten Bucher & Prokop PartGmbB
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AusführungDesign in Architektur
Es ist ein großes Privileg, wenn einem der Beruf so viel Spaß macht.

Ingo Haerlin

Hier kann man, umgeben von schwarz gestrichenen Backsteinwänden und gespachteltem Designerboden, tief eintauchen in die Kulinarik. Die dunkle Kulisse rückt ganz selbstverständlich die Menschen in den Mittelpunkt. Im speziell angefertigten Küchenblock versinkt ein großes, kubusförmiges Spülbecken aus Messing, auch die Zuleitungen und die Armaturen im rauen Industriestil bestehen aus der Kupferlegierung – und sind ebenfalls Sonderanfertigungen. Worin lag die größte Herausforderung? „Das Material der Küchenfronten und Arbeitsplatten ist Eternit“, sagt Ingo Haerlin. Der schlichte Baustoff aus Faserzement ist zwar langlebig und leicht zu verarbeiten, die Elemente wiegen aber besonders schwer, was bei der Menge an Quadratmetern stark ins Gewicht fällt. Als Raumtrenner setzte der Innenarchitekt Vorhänge ein, die über ein Schienensystem laufen. So kann der Kochbereich elegant und schnell von der Garderobe abgeschirmt werden. Um den Geschmack seiner Kunden möglichst genau zu treffen, lässt Ingo Haerlin sie Bilder und Moods sammeln, die sie besonders ansprechen – und hört natürlich genau zu. In der Umsetzung legt er dagegen Wert auf möglichst viel Freiraum: „Wenn Dinge anders ausgeführt oder aus Kostengründen nur teilweise umgesetzt werden, kann das für den Planer zum Horror werden.“ Im Veranstaltungsraum hat er nicht nur den Ansprüchen seiner Kunden genügt, sondern auch seinen eigenen. Und jetzt greift er nach den Sternen: „Mein Traumprojekt? Ein Hotel auf dem Mars!“, schmunzelt er. Und setzt schnell hinzu, dass es eigentlich nur so weitergehen müsse wie bisher: „Es gibt noch viele spannende Aufgaben. Und man kann sich immer verbessern.“ Da ist sie wieder, die Haerlin’sche Perfektion.

Impressionen