Bauernhof am Starnberger See

Bauernhof-Glück in Reinform

Ein paar Gummistiefel hier, ein Ledersessel dort, sonst herrscht Ruhe.

Der Anruf kam an einem Sonntagabend, das weiß Sebastian Wiedemann vom Architekturstudio swa noch genau. Der Herr am anderen Ende wollte ein Badezimmer seines Wochenendhauses umbauen. Wenig später fuhr der Münchner Architekt an den Starnberger See zu dem malerisch gelegenen Hof. Schnell war klar, dass aus der Zusammenarbeit mehr entstehen würde als nur ein neues Bad. Haus und Scheune wurden in der Folge Schicht für Schicht auseinandergenommen und liebevoll saniert. Der kleinteilige Grundriss des Hauses wurde geöffnet, unterschiedliche Raumhöhen angepasst, Gebäudeteile miteinander verbunden. Wer nun die 250 Jahre alte Holzeingangstür aufsperrt, steht in der hellen Diele mit Kalkestrichboden, gekalkten Wänden und einer weiß gestrichenen Balkendecke.

Anzahl Bewohner6 Personen
Wohnfläche425 m²
StandortSeeshaupt am Starnberger See
Fertigstellung01/2018
Planungsbüroswa.studio
Zum Profil
FotografieSorin Morar
Wir haben uns hier auf wenige, aber speziell e Materialien konzentriert und die durchdekliniert. Das gibt dem Haus Ruhe.

Sebastian Wiedemann

Im alten Hühnerstall ist mittlerweile die Küche untergebracht. Die Küchenzeile hat eine Arbeitsplatte aus Naturstein bekommen und wird mit brünierten Zinnblech-Fronten kombiniert. Durch einen Wanddurchbruch schaut man über die Theke auf den offenen Essbereich mit Kamin: ein schmaler Eichenholztisch, klassische Lederstühle, ein bunter Wollteppich auf dem Betonboden. Durch das bodentiefe Sprossenfenster aus Schwarzstahl kann man in den Garten blicken. Auch der Familienraum nebenan ist nicht übermäßig „eingerichtet“: In dem ehemaligen Kuhstall steht das Klavier der Familie, zwei Sessel und solitäre Glasleuchten ruhen in der Ecke. „Wir setzen in diesem Haus auf einfache Lichtquellen. Keine Spots, sondern einfache Leuchten, die fast Kerzenschein-ähnliches Licht spenden“, sagt der Architekt. Denn romantisch darf es hier sein – nur in Kitsch abgleiten sollte es keinesfalls. So hängt am offenen Gebälk in der Scheune auch eine Schaukel und eine offene Bruchsteinwand erzählt von der Geschichte des Hofes. Wer allerdings die schmale Stahltreppe ins Dach hochsteigt, wo die Eltern ihren Rückzugsraum haben, kommt in einer anderen Welt an: Nachtblaue Farbpigmente wurden hier in Fresko-Technik auf Wände und Decke aufgebracht. Das Bad ist nach marokkanischem Vorbild mit grauem Tadelakt gestaltet. Ein rundes Fenster unterm First hat ein buntes Glas mit nahöstlichem Muster. Orient und Oberbayern, „das geht gut zusammen“, so Sebastian Wiedemann.

Impressionen