Sanierung eines Reihenhauses

Offen für die Vergangenheit

Platz um sich auszuleben

Als Mädchen verlor sich Anne Prestel am liebsten in der Antike. Sie reiste viel mit ihren Eltern, erforschte in den Ausgrabungsstätten in Rom oder Ägypten jeden Tunnel, jedes Haus. „Damals war alles noch zugänglich, und meine Körpergröße als Kind hat mir den Zugang erheblich erleichtert.“ Im Münchner Stadtteil Obermenzing hat sich die Innenarchitektin jetzt ihren eigenen Tempel gebaut. Dieser ruhige, von Kastanien und Eichen umrahmte Familienspielplatz war im früheren Leben ein schmuckloses Reihenendhaus aus den Sechzigern mit Kunststoff-Fenstern und Faserzementplatten am Giebel. Anne Prestel und ihr Mann entschieden sich schon während der ersten Besichtigung zum Kauf. „Wir haben sehr viel verändert“, sagt sie. „Doch das Gesamtkonzept hat erst mit der Zeit Gestalt angenommen.“ Die Innenarchitektin forschte und stieß auf den Architekten August Exter, der 1892 an dieser Stelle eine Villenkolonie angelegt hatte. „Jedes Haus soll nichts anderes sein wollen, als es ist: ein Landhaus“, schrieb August Exter zum Bauvorhaben. Diese Rückbesinnung, innen wie außen, ist dem Haus jetzt anzumerken. Das komplette Erdgeschoss wurde entkernt, statt Wänden stützen zwei schwarz lackierte Stahlträger die Decke.

Anzahl der Bewohner4 Personen
Wohnfläche170 qm
StandortMünchen, Deutschland
Fertigstellung2017
Planungsbüro
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AusführungAnne Peters
FotografieStefan Müller-Naumann
Das Gesamtkonzept hat erst mit der Zeit Gestalt angenommen.

Anne Peters

Dazu kam ein Wintergarten, der den Garten ins Wohnen integriert. So entstand aus Windfang, winziger Küche, enger Essnische und Wohnzimmer ein einziger großzügiger Raumfluss. Vom Homeoffice in der zweiten Etage führt eine neue Wendeltreppe hinauf in den Spitzboden, eine großzügige und helle Freifläche. Gestalterisch konzentrierte sich Anne Prestel aufs Wesentliche und ließ die Wände weiß verputzen. „Allerdings hat jeder Raum eine farbige Wand bekommen.“ Böden, Fenster, die Schiebeläden und die Haustür sind aus Eiche, ebenso wie die Einbauten im Wohnzimmer. Und auch die Vergangenheit hat ihren Platz: „Ich hätte so gerne die Türen im Haus erhalten“, sagt die Innenarchitektin. Sie waren allerdings zu abgewohnt, doch immerhin einen Türrahmen konnte sie retten, der nun im Wohnzimmer die Tafelwand einrahmt. „Ich glaube, dass wir uns im Haus spiegeln“, sagt die Mutter zweier Kinder. „Wir haben für alle den Platz geschaffen, der nötig ist, um sich auszuleben.“

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