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Ein Haus wie gemalt

Irgendwie nicht mehr zeitgemäß? Mitnichten, wie dieses Projekt zeigt!

Zentrum zahlreicher kleiner Dörfer, die sich wie Stecknadelköpfe auf der Landkarte Oberösterreichs verteilen, ist immer der Marktplatz, um den sich seit Jahrhunderten das Leben derkleinen Gemeinden gedreht hat. Allerdings ist dieser Zustand längst im Wandel, jüngere Leute wandern in die großen Städte ab und die schönen alten Häuser laufen Gefahr, langsam zu veröden. Höchste Zeit, die architektonischen Perlen zu entdecken und durch innovative Ideen zu neuem Leben zu erwecken. Auch diesem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert drohte das Schicksal, irgendwie nicht mehr in die Zeit zu passen. Aber zum Glück ist die nächste Generation der Gastwirte ein Architektenpaar, das in dem 100 Quadratmeter großen Wirtshaussaal und den angrenzenden Räumen in der ersten Etage Potenzial für ein modernes, zeitgemäßes Wohnprojekt für sich und seine beiden Kinder sah.

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche200 m²
StandortLinz, Österreich
Fertigstellung2020
PlanungsbüroMoser und Hager Architekten ZT GmbH
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FotografieGregor Graf
Das Interieur ist unser Wohnexperiment, in dem wir viele Themen unserer Arbeit im persönlichen Umfeld testen können.

Anna Moser & Michael Hager

„Was uns hier genau erwartete, wussten wir auch nicht, aber unsere Liebe zum Altbestand und die Lust an der Auffindung historischer Elemente hat uns regelrecht getrieben“, gibt Hausherrin Anna Moser unumwunden zu. Da diese Elemente unter unzähligen Schichten mehr oder weniger gelungener Renovierungsversuche verborgen lagen, haben sich Anna Moser und ihr Mann Michael Hager Hilfe von einem erfahrenen Restaurator geholt. „Er konnte uns die Geometrie der Saaldecke aus historischer Sicht erklären und Vermutungen anstellen, wo sich die ursprünglichen, jahrhundertealten Malereien, Deckengewölbe und Rundbögen befinden würden. Entsprechend sorgsam haben wir Putz abgetragen, um zu unserer eigenen großen Überraschung Kunstwerke wie die vor 200 Jahren gemalten Schwalben freizulegen“, erzählt die Architektin von der wochenlangen Baustelle. Inspiration holte sich das Bauherrenpaar von italienischen Palazzi, in denen natürliche Patina und sensible Renovierungseingriffe eine harmonische Balance eingehen. „Mir gefällt der Gedanke, dass die Spuren des Gebrauchs etwas Wertvolles sind“, sagt Anna Moser. Von denen wird es bald neue geben, denn der große Saal dient der Familie als Küche, Ess- und Wohnzimmer und Mittelpunkt eines lebhaften Miteinanders. Von Verödung also sicher keine Spur!

Impressionen