Dachwohnung in München

Lauter Spitzenideen

Wer braucht gerade Wände

Das Modell des Ferienhauses im Maßstab 1 : 50 hat einen Ehrenplatz in Silvia Deckes Büro. Nächtelang hatte sie als Studentin die empfindlichen Holzstäbchen zusammengefügt, das Modell bei Umzügen gehütet wie ihren Augapfel. „Es liegt mir sehr am Herzen“, erklärt sie. „Und wenn ich es betrachte, erkenne ich, dass ich diesen Entwurf heute immer noch genauso umsetzen würde.“ Ein gutes Gefühl. Silvia Decke ist überzeugt, dass auch gutes Interieur nicht oft umgestaltet werden muss. Jedenfalls dann nicht, wenn es sensibel an die Bewohner angepasst ist – so etwa wie die Dachgeschosswohnung in München-Schwabing. Das rund 132 Quadratmeter große Apartment, in dem eine Familie mit einem Kind zu Hause ist, verfügt kaum über gerade Wände. „Wie kann ich die Dachschrägen unkonventionell nutzen?“, fragte sich die Innenarchitektin bei der ersten Ortsbegehung – und fing mit transparenter Skizzenrolle an zu planen. Das Elternbett rückte sie in eine schräge Nische und trennte den Bereich mit einem luftigen, aber bodenlangen Vorhang elegant ab. Die Loungemöbel im Wohnzimmer ducken sich so tief in die Schräge, dass genügend Raum zum Aufstehen bleibt.

Anzahl der Bewohner3 Personen
Wohnfläche131,5 qm
Standort München, Deutschland
Fertigstellung2016
PlanungsbüroSilvia Decke - architecture - interior design
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AusführungSilvia Decke
Fotografie©silviadecke
Ich habe ein Gefühl dafür, wann alles zu einer Einheit zusammengewachsen ist.

Silvia Decke

Größte Herausforderung: Der Esstisch sollte Platz für acht Personen bieten. Silvia Decke knobelte und funktionierte schließlich einen Teil der Stufen zur Terrasse zur gepolsterten Sitzfläche um. „Besonders stolz bin ich auch auf die Anordnung der Küchenelemente“, sagt sie. Die Kochnische mit allen Geräten plante sie separat als Einbauwand, die Arbeitsfläche liegt im Bereich einer Gaube, sodass dort genügend Bewegungsspielraum gegeben ist. In der Küche liegt, wie in der gesamten Wohnung, hochwertiges Walnussparkett. Zum einen, weil ein einheitlicher Boden die Optik weitet und zugleich Behaglichkeit schafft. Zum anderen, weil das Parkett robust genug für intensiv genutzte Räume ist und sich leicht pflegen lässt. Wann ist ein Auftrag für sie erledigt? „Ich habe ein Gefühl dafür, wann alles zu einer Einheit zusammengewachsen ist.“ Beim Abschlussbesuch empfindet sie jedes Mal Stolz, aber auch etwas Traurigkeit. Natürlich wendet sie sich dann zügig neuen Anfragen zu. Bloß von den Projektunterlagen mag sie sich nicht trennen…

Impressionen