Wohnen unterm Rest

Klare Linie unter schrägen Wänden

Alles muss raus! Das war Barbara Graupners erster Gedanke, als sie das Dachgeschoss des ehemaligen Kapitänshauses am Darß in Mecklenburg- Vorpommern zum ersten Mal sah.

Die Eckpunkte des Auftrags klangen nach Herausforderung: ein komplizierter Grundriss, jede Menge Stützen und Gebälk, teilweise aus der Entstehungszeit um 1890, kleine Fenster, viele Schrägen. Dazu kamen die sehr konkreten Vorstellungen der Menschen, die hier wohnten. Sie wünschten sich drei Schlafzimmer, einen offenen Wohnraum mit Kochinsel, ein Familienbad mit Wanne und insgesamt mehr Raumhöhe. „Man muss sich auf den Ort einlassen“, sagt Barbara Graupner. Auch wenn dieser Ort 500 Kilometer weit entfernt liegt. Denn die Designerin leitet mit ihrem Mann ein Büro für Innenarchitektur bei Chemnitz: „Wir mussten genau planen.“ Zuerst spielte sie, wie bei jedem Auftrag, alle Möglichkeiten im Kopf durch. Eine intuitive Phase, die wie im Traum abläuft: „Das muss ich dann sofort per Fotos und Scribbles mit dem Tablet dokumentieren. Sonst habe ich in kürzester Zeit Vieles wieder vergessen.“

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche106 qm
StandortDarß
Fertigstellung05/2017
PlanungsbüroATELIER n.4
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FotografieJM
Materialökologie und Nachhaltigkeit werden beim Einrichten viel zu häufig unterschätzt.

Barbara Graupner

Mit Ausnahme des Schlafzimmers ließ das Team um Barbara Graupner die Etage komplett entkernen, teilte die Räume neu auf und gewann dadurch viel Platz. Das WC ist heute in einer schwarzen Box untergebracht, der Küchenblock ruht in einem Stahlrahmen. Einige Holzwände sind von zwei Seiten zugänglich, in ihnen ist Stauraum versteckt. „Die Trennwand zwischen Küche und WC ist eine beidseitig nutzbare Funktionswand, ähnlich ist es beim Familienbad.“ Langlebige Naturmaterialien wie die Altbalken und die Eichendielen wechseln sich mit modernen Industriestoffen ab. Die Holzwände zum Beispiel bestehen aus mehrschichtig verleimten Fichtenplatten. „Uns ist wichtig, dass wir den Kunden mitnehmen und das Ergebnis gemeinsam entwickelt wird“, erklärt die Designerin. Auf rund 125 Quadratmetern ist ein modernes und höchst behagliches Spielfeld entstanden. Ist die Familie zufrieden mit dem Ergebnis? „Wir sind Freunde geworden“, sagt Barbara Graupner. Und besser kann eine Zusammenarbeit wohl nicht enden.

Impressionen