Messnerhaus

In aller Offenheit

Holzstadel mit spektakulärer Aussicht

Die ersten Skizzen eines Projekts, sagt Stefan Rier, gingen ihm immer leicht von der Hand. Für den Entwurf seines eigenen Hauses brauchte er allerdings fast sieben Jahre. Jetzt sitzt er am Schreibtisch, vor ihm Kopfhörer, Zigaretten, Projektunterlagen, Visitenkarten, eine Einladung zur Hochzeit, Schoko-Eier und Zugtickets nach Como – ein geordnetes Chaos. „So aufgeräumt war es hier lange nicht mehr“, schmunzelt der Architekt, der einige Zeit in Verona und Ferrara die italienische Kultur verinnerlicht hat. Nach 20 Jahren zog es den Südtiroler dann zurück in sein Heimatdorf am Fuße der Seiser Alm. „Ich wollte ein Haus bauen, das sich im Äußeren ins Dorfgefüge einbindet und im Inneren mein Leben und meine Erfahrungen, auch in den Großstädten Berlin und Mailand, wiedergibt.“ Sein „Messnerhaus“ gleicht äußerlich einem luftigen Holzstadel, der drei Etagen in die Höhe wächst. Das Innenleben ist eine einzigartige Mischung aus Industrial Chic und modernem Chalet-Stil. Ein gelebter Eklektizismus, den man selten so homogen erlebt: „Ich schätze die Kombination der Materialien: Das warme Holz, der industrielle Boden und die mediterranen Fliesen geben ihm einen unverwechselbaren Charakter.“

Anzahl der Bewohner3 Personen
Wohnfläche220 qm
StandortBerlin
Fertigstellung2017
Planungsbüronoa* network of architecture
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Ausführungnoa* network of architecture
FotografieAlex Filz
Ich wollte ein Haus bauen, das sich im Äußeren ins Dorfgefüge einbindet

Stefan Rier

Die Aufteilung der Räume: alles offen. Nur die WCs, die Sauna und das Schlafzimmer sind in tapezierten Kuben untergebracht, die scheinbar frei von der Decke hängen. Die Idee für das luftige, zehn Meter hohe Wohnzimmer entstand aus einer Kindheitserinnerung an den Heuboden und riesigen Stadel seiner Eltern heraus: „Für mich gab es nichts Schöneres als einen Sprung ins frische und weiche Heu.“ Stolz wie ein Kind ist der Architekt auch auf seine Küche: Sie besteht aus einem fast vier Meter langen Block, der mit handgefertigten Fliesen aus den italienischen Marken belegt ist und auf dem eine Bronzeplatte ruht. Für die schmiedeeiserne Treppe in die erste Etage ließ Stefan Rier verschiedene Muster aus dem Metall herauslasern. Das ganze Interieur ist eine Zusammenkunft aus Highlights, die sich aber nicht gegenseitig erschlagen, sondern beleben. „Dieses Design nimmt sich nicht ernst, es soll Freude vermitteln. Das sehe ich auch in den Augen unserer Gäste“, sagt der Architekt. „Diese Momente sind mir wichtiger als jede Auszeichnung, und aus diesem Grund ist das Messnerhaus der für mich größte Erfolg meiner Laufbahn.“

Impressionen