Stadtvilla

Gesunde Beziehungsarbeit

Wenn man Henrike Becker nach dem verrücktesten Wunsch fragt, den sie einem Kunden je erfüllen konnte, lächelt sie und sagt dann: „Das ist geheim.“

Die Innenarchitektin mit Büros in Lübeck und Hamburg strahlt Diskretion und Respekt aus, als Mensch und in ihren Interieurs. Wenn sie nicht Innenarchitektur studiert hätte, dann vielleicht Psychologie. Entsprechend sensibel arbeitet sie auch mit ihren Kunden: „Wenn ich eine Wohnung betrete, geht es mir darum, in Ruhe und intuitiv Stimmungen, Lebensgefühl und Ausdruck zu erfassen.“ In diesem Fall sollte ein Stadthaus in Nordrhein- Westfalen für eine junge Familie mit Hund behutsam modernisiert werden. Die Gründerzeitvilla aus dem Familienbesitz hatte schon mehrere Um- und Anbauten hinter sich: „Die niedrigen und teilweise abgehängten Decken ergaben eine unharmonische Raumstruktur.“ Henrike Becker gab dem Grundriss die ursprüngliche Geräumigkeit zurück und stellte auch die alte Deckenhöhe wieder her. Den Anbau aus den siebziger Jahren vergrößerte sie um ein Badezimmer mit Ausblick auf die Baumkronen und verkleidete die gesamte Fassade mit Holzlamellen. Effekt: ein stimmiges Zusammenspiel von Villa und Anbau, von Alt und Neu.

Anzahl der Bewohner3 Personen
Wohnfläche307 qm
StandortLübeck, Deutschland
Fertigstellung2016
PlanungsbüroHenrike Becker Innenarchitektin bdia
Zum Profil
AusführungHenrike Becker
FotografieLisa Winter
Wenn ich eine Wohnung betrete, geht es mir darum, in Ruhe und intuitiv Stimmungen, Lebensgefühl und Ausdruck zu erfassen.

Henrike Becker

Viele Materialien im Haus nehmen Bezug auf diese Fassade: Der kräftige Mittelblock der Küche etwa ist eine Tischlerarbeit aus alter Eiche, die Platte aus gestocktem Naturstein lehnt sich an den Schieferboden im Erdgeschoss an. Im neuen Badezimmer besteht die freitragende Bank in der Dusche aus einem alten Lindenblock, einem Fundstück des Bauherrn. Den „besten Moment“ während eines Projektes gibt es für die Innenarchitektin nicht: „Es sind ganz viele kleine auf dem Weg zur Umsetzung. Und sie haben oft mit denen zu tun, die für das Gelingen existenziell sind: den Handwerkern und der Perfektion ihrer Leistung.“ Spannend wird es für Henrike Becker beim Abschlussbesuch: „Das wahre Leben ist eingezogen. Oft haben die Räume noch mehr Tiefe bekommen.“ Sie schätzt diesen Moment. Die Menschen fühlen sich dank ihrer Arbeit wohler in ihrer Haut. Und es wird sichtbar, dass sie gut gearbeitet hat. Wie eine sensible Psychologin eben.

Impressionen