Ein Catwalk für die Sinne

Sanierung einer Altbauvilla

Wann genau sie mit einem Projekt fertig ist, merkt Katrin von Mallinckrodt immer nachts: „Wenn ich nicht mehr davon träume, was ich noch alles verbessern könnte.“

Die Diplomdesignerin ist Perfektionistin. Mit dem Umbau einer Altbauvilla im Rhein-Main-Gebiet ist ihrem Büro PurPur das gelungen, was sich wohl jeder Interior Designer wünscht: ein Gebäude wie eine Skulptur zu entwerfen. Die Villa von 1912, elterliches Wohnhaus der Eigentümer, sollte in neuem Glanz erstrahlen und dabei nichts von ihrer Noblesse verlieren. Katrin von Mallinckrodt sah sich um und ging Schritt für Schritt durchs Haus: „Ich erlebe Räume immer zuerst intuitiv und versuche, ihre Sprache zu verstehen.“ Die rohen Fakten: viele zu kleine Zimmer, ein Anbau aus den sechziger Jahren, die Fassade denkmalgeschützt. „Der Anspruch der Bauherren war, ein modernes Interior Design zu gestalten und gleichzeitig den Altbaucharakter zu erhalten.“ Im Sinne der Bewohner musste sich das Haus daher Neuem gegenüber öffnen. „Die Herausforderung war, alle Bereiche harmonisch ineinander überzuleiten.“ Also ließ die Designerin Wände einreißen und erweiterte so einige Räume. Die Zimmertüren wurden vergrößert und in Abstimmung mit dem Denkmalamt neue Fenster in die alte Fassade eingebaut. Der Anbau wurde abgerissen und die Terrasse überdacht.

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnfläche350 m²
StandortFrankfurt
Fertigstellung09/2017
PlanungsbüroPurPur GmbH
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AusführungPurpur GmbH Interior Concepts
FotografieThorsten Ruppert
Wenn ich abends auf dem Sofa im Wohnzimmer sitze und die Beleuchtung im Haus angeht, bin ich ganz ich selbst.

Katrin von Mallinckrodt

Katrin von Mallinckrodt führt PurPur Interior Concepts zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Maud Bromberger seit nun 25 Jahren. „Dass wir in so langer Zeit immer wieder neue und aufregende Interieurs gestaltet und realisiert haben, ist unser größter Erfolg.“ Mit einem doppelten schwarzen Espresso sitzt sie im Büro in der Frankfurter Innenstadt, vor sich Ideenskizzen und Moodboards, und erzählt, wie sie sich ihren Auftraggebern und deren Welt annähert: „Es geht immer darum, Lebensgefühle in Gestaltung umzusetzen. Ich provoziere die Kunden mit meinen Entwürfen, um anhand der Reaktion den richtigen planerischen Weg zu gehen.“ Dazu holt sie ihre Klientel ins Boot und lässt sie mitarbeiten: „Sie bekommen Hausaufgaben und müssen ihre Wünsche mit Adjektiven beschreiben. So habe ich schnell ein planerisches Bild vor Augen.“ In der umgebauten Altbauvilla zeigt nun jeder Raum ein ausgearbeitetes Material- und Farbenspiel und beinahe alles ist miteinander verbunden. Mutige Nuancen wie das tiefe Nachtblau im Wohnsalon, Grafiktapeten an Wänden und an der Decke des Herrenzimmers sowie strahlende Highlights wie die senfgelben Sessel im Esszimmer – Katrin von Mallinckrodt hat es geschafft, das große Haus mit Leben zu füllen. Besonders stolz ist sie auf die Küche und auf die verspiegelten Durchgänge, die dorthin führen. Bei der Gestaltung hielt sie sich an das Credo des Industriedesigners Dieter Rams, das sie auch zu ihrem Leitspruch gemacht hat: weniger, aber besser. Die große Mittelinsel ist eine Schreinerarbeit, die extra für diesen Raum angefertigt wurde. „Ich liebe die Langlebigkeit, nicht die Veränderung“, sagt die Diplomdesignerin. Für das hypermoderne Treppenhaus im Kern des Gebäudes entwickelte ihr Büro eine ausgeklügelte Liftkonstruktion für den avantgardistischen Kronleuchter. Zum Licht und seinen Facetten hat Katrin von Mallinckrodt ohnehin eine besondere Beziehung: Der beste Moment während eines Projektes ist für sie, wenn das Licht angeht und der Raum strahlt. Das gilt auch privat: „Wenn ich abends auf dem Sofa im Wohnzimmer sitze und die Beleuchtung im Haus angeht, bin ich ganz ich selbst.“ Sie sammelt schimmernde alte Silberstücke vom Flohmarkt und Gelb ist ihre erklärte Lieblingsfarbe. Vielleicht hat sie ja deshalb ein ganz besonderes Gespür für glanzvolle Interieurs in jeder Hinsicht.

Impressionen