Geborgen in der Scheune
Draußen auf dem Land - da ist die Welt noch in Ordnung.
Auf dem Bauernhof ihrer Familie baute sie ein Heulager mit geringstmöglichen Eingriffen um: Die Außenwände wurden gedämmt, Fenster eingezogen und ein neuer Estrichboden gegossen. Wer jetzt durch die unscheinbare Holztür tritt, steht in einem Wohnraum mit acht Meter Giebelhöhe. „Mir war es wichtig, die historische Hülle zu wahren und gleichzeitig den Zeitgeist einkehren zu lassen“, sagt Stephanie Thatenhorst. Bis ins Detail hinterfragte sie alles: Welche Lichtschalter passen? Welche Wasserhähne? Für die Küchenmöbel wünschte sie sich Ulmenholz, „weil es selten ist und die Maserung sowie der Farbton wunderschön“. Für die Wände stellte sie sich einen pigmentierten Tonputz vor, der eine besondere Farbtiefe hat und sich gut anfühlt. „Leider ist er sehr unpraktisch, Wasserspritzer oder fettige Finger prägen sich für die Ewigkeit ein“, gesteht die Expertin und lacht dann aus vollem Herzen. „Aber das macht mir nichts, hier wird schließlich gelebt! Und Räume müssen das vertragen.“ Im Kinderzimmer oben unter dem Dach hat sie Hochebenen eingezogen, sodass das Ins-Bett-Gehen zum Erlebnis wird. Darunter ist Platz für Spielsachen, Bücher, Kleinkram. Doch auch hier lenkt ansonsten nichts vom Wesentlichen ab: Türen wie Scheunentore, Holzbalken an der Decke, eine Dachluke für den Blick in den Himmel. Was auf den ersten Blick simpel wirkt, wird aber vor allem im Wohnzimmerbereich differenzierter: Da gruppieren sich ein ausladendes Samtsofa, ein kubischer Lacktisch und eine Designerleuchte auf einem rosafarbenen Hochflorteppich. Eine Blümchengardine umspielt das bodentiefe Fenster. So heimelig und gleichzeitig so mondän — in Stephanie Thatenhorsts Zuhause liegen diese beiden Pole direkt nebeneinander. Und man könnte meinen, das Designmekka Mailand läge einem vor dem großen Scheunenfenster zu Füßen.