Hanseatisches Backsteinhaus

Der wahre Kern

Einem urigen Backsteingebäude wird neues Leben eingehaucht und frische Würde verliehen.

„Wie kann man in so einem Haus Plastikboden und weiße Baumarktfliesen verlegen? Hier muss alles erst mal raus“, war der erste Gedanke, der Agnes Morguet bei der Erstbesichtigung des fast 100 Jahre alten Hauses durch den Kopf ging. Die Architektin sollte im Auftrag der vierköpfigen Familie dem urigen Backsteingebäude in einem Vorort von Hamburg neues Leben einhauchen. Und dabei die Vorgeschichte des Altbaus nicht außer Acht lassen. Die Bedingungen, die sich boten, waren denkbar gut. Die kleine Wohnstraße vor dem Haus endet in einem Wendehammer, sodass statt Autoverkehr hauptsächlich Vogelzwitschern, Kinderlachen und mal die Motorsäge eines Nachbarn, der Kaminholz zerkleinert, bei geöffneten Fenstern zu hören sind.

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche130 m²
StandortBargteheide
Fertigstellung06/2021
PlanungsbüroAGNES MORGUET Interior Art & Design
Zum Profil
FotografieNina Struve
Wir konnten der schönen ,Hülle‘, die immerhin fast seit 100 Jahren an diesem Ort steht, wieder einen würdigen Kern schenken.

Agnes Morguet

„Im Haus war es aber aus optischer Sicht mit der Ruhe vorbei“, erinnert sich die Architektin an die bedrückende Kleinteiligkeit der Räume, der sie mit dem Vorschlaghammer entgegenzuwirken gedachte. Um die gewünschte Großzügigkeit und Bewegungsfreiheit zu erreichen und die Räume heller zu gestalten, wurde die Zwischenwand zwischen jetzigem Essplatz und Küche abgerissen. Das Fenster zu der neuen Veranda auf der Vorderseite des Hauses wurde bodentief ausgeführt. Zementfliesen mit historischem Dekor, massive Douglasiendielen sowie glatt gespachtelte, mit ökologischen Farben gestrichene Wände und hellgrauer Lack für alle Innentüren haben die Sünden früherer Renovierungsversuche verbannt. „Der neue Kamin schafft gemeinsam mit dem offenen Wohn- und Essbereich eine helle und gemütliche Atmosphäre“, findet nicht nur Agnes Morguet. Denn die Bauherren können – nun dank maßgefertigter Sitzbank aus heimischem Douglasienholz sowie eigens gebautem Sofa inklusive Stauraum – viel Freiraum auf überschaubar großer Fläche genießen. Schließlich misst das komplette Erdgeschoss mit Eingangsbereich, Küche, Ess- und Wohnbereich nur knapp 80 Quadratmeter. Ein wahres Bonuszimmer ist durch den Dachbodenausbau des Anbaus entstanden. Aus dem ehemaligen Verschlag, der nur durch eine Leiter zugänglich war, wurde ein himmlischer Rückzugsort mit weichem Wollteppich und bodentiefem Loungesofa.

Impressionen