
Auf Stil-Zeitreise
Von ehrlichen Materialien, Midcentury-Sesseln und Gesichtern, die aus Wänden starren.

„Moderne Räume brauchen nicht viel Schnickschnack: Eine spannungsreiche Komposition aus ehrlichen Materialien wie Holz, Stein, Stahl, Filz und Leder genügt.”

Ulrich Holzinger & Dieter Schmidt
Zusammengepuzzelt sollte die neue, fast 100 Quadratmeter große, offene Wohnfläche auf keinen Fall aussehen. In der Konsequenz wurde der Übergang zwischen dem Bestand und dem Anbau im Deckenbereich quasi ausgeblendet, Unterzüge sind nicht sichtbar. Auch der Fußboden zieht sich fugenlos durch den gesamten Raum. Gestalterisch haben die Experten von Schmidt Holzinger einen sandfarbenen Farbkanon für dieses Interieur gewählt. Damit es nicht zu schläfrig wird, sorgen leuchtend rote Bezüge auf Sofa und Esszimmerstühlen für aufregende Momente. Außerdem werden gewisse Elemente immer wieder zitiert. Da ist zum Beispiel der stark gezeichnete Travertin, aus dem der wuchtige, bauzeitliche Kamin besteht. Der offenporige Stein wurde nicht nur im Wohnzimmerbereich wieder aufgegriffen, er verkleidet nun auch den massiven Küchenschrank und Arbeitsblock. „Der wirkt wie ein Magnet“, sagt Dieter Schmidt. „Wer in den Wohnbereich kommt, läuft eigentlich immer direkt auf ihn zu und verweilt dort.“ Es ist aber auch ein besonderer Platz: Davor öffnet sich das Gebäude mit einer großzügigen Fensterfront zum Garten hin, dahinter sorgt eine wandhohe, warmtönige Palisanderholzvertäfelung für Behaglichkeit. Auch sie ist ein Original aus den siebziger Jahren und ist mit akzentuierter Beleuchtung und integrierter Hausbar liebevoll in die Jetztzeit gebracht. Kein Wunder, dass viele Abende auf den Midcentury-Sesseln vor ihr zu Ende gehen.
