Reihenendhaus

Aus der Enge in die Weite

Mit Blick ins Grüne

Vor Kurzem hat Esther Strohecker ihr Büro ausgemistet. „Am nächsten Morgen war ich von dem schönen Anblick berührt. Ein glücklicher Moment“, sagt die Münsteranerin. Räume und Gebäude aufräumen, gliedern, ordnen – das gehört zum Handwerkszeug jedes Innenarchitekten. Genauso wichtig ist aber der Blick für Einzelheiten: „Ich finde zum Beispiel, Sockelleisten hätten mehr Aufmerksamkeit verdient.“ Das Kleine im Großen zu schätzen und zu bewahren, diesem Anspruch folgt sie in all ihren Aufträgen, ob Praxis, Loft-Studio, Universitätsaula, ein Berliner Hotel oder, wie hier, ein schmales Reihenhaus. „Kleine Räume großzügig wirken zu lassen, ist eine Herausforderung und verlangt Geschick“, sagt sie. In diesem Fall galt es, die 165 Quadratmeter Wohnfläche mit möglichst kleinen Eingriffen aufzulockern. Im Erdgeschoss öffnete Esther Strohecker die Küche zum Essbereich hin, schloss sie aber in Richtung Flur. Dafür wurde dort statt der Nische ein Garderobeneinbau angebracht, der Mäntel und Kleinkram hinter weißen Fronten verschwinden lässt. Der Kaminofen im Wohnraum bekam eine Umrahmung aus Bücherregalen.

Anzahl der Bewohner2 Personen
Wohnfläche165 qm
StandortMünster, Deutschland
Fertigstellung2017
PlanungsbüroEsther Strohecker Innenarchitektur
Zum Profil
AusführungEsther Strohbecker
FotografieEsther Strohecker
Mit ehrlichen Materialien, klaren Formen und klugen Innenausbauten fährt man immer gut

Esther Strohecker

Der Lieblingsraum der Innenarchitektin ist die Schlafkoje in der ersten Etage. Sie entstand aus einem Wunsch der Bauherrin heraus: „Sie leistet viele Nachtdienste, wollte sich aber tagsüber nicht im Schlafzimmer ausruhen.“ Die gemütliche Nische mit dem schmalen Fenster kann auch als Büro oder Gästezimmer genutzt werden. Die Ideen dafür kommen ihr meist gar nicht am Schreibtisch, sondern wenn ich in Ruhe aus dem Fenster ins Grüne schaue oder morgens im Bett mit einer Tasse Kaffee“. Ihre Offenheit im Denken schafft Platz für mutige Ideen. Im Moment wagt sie mit ihrem Mann einen außergewöhnlichen Versuch: „Wir wohnen auf 75 Quadratmetern, komplett in Weiß.“ Weiß von der Decke bis zum Boden, sogar Badfliesen und Türklinken sind überstrichen. Darauf toben sich farbige Möbelklassiker von Le Corbusier bis Magistretti aus. „Ein interessantes Experiment“, sagt sie. Die gelebte Erfahrung daraus fließt ganz bestimmt in ihre nächsten Aufträge ein.

Impressionen