
Ein Juwel ohne Attitüden
Das überzeugte Motto: Weniger ist mehr.

„Wenn man budgetbewuss t einrichten will oder muss , lohnt sich ein exklusiver Rahmen: So sieht das Ergebnis nicht nach wenig aus.”

Harald Hatschenberger, Thomas Neuber & Henning Weimer
Die Gästewohnung befindet sich in einem Wiener Jahrhundertwendehaus, das in den Innenräumen mit hohen Decken und Stuck besticht. „Die Raumaufteilung war allerdings oft sehr eigensinnig“, so Harald Hatschenberger. Beim Umbau wurden deshalb nicht nur Raumbestimmungen gewechselt, sondern sogar Wände versetzt. Das ehemalige Bedienstetenzimmer, das direkt an die Küche angrenzt, aber eine Südlage hat, wurde in ein helles Wohnbadezimmer verändert. Durch die Flügeltüren läuft man auf eine Waschtischkonsole zu, die vor einer Mosaiksteinwand platziert wurde. Die frei stehende Badewanne befindet sich vor dem hohen Fenster, das von einem luftigen Vorhang umspielt wird. Eine solitäre Gründerzeit-Garderobe wartet auf Handtücher. Schaut man von der Küche ins Bad, wirkt es wie ihre räumliche Verlängerung. Die Küche selbst ist minimalistisch: maßgefertigte Möbel aus schwarzem Feinstein, keine Griffe, kein Schnickschnack. „Wir haben hier bewusst kaum Stauraum geschaffen“, sagt der Innenarchitekt. Er ist privat und beruflich vom Motto „Weniger ist mehr“ überzeugt. Bei der Frage nach der Materialität der Kücheninsel und -möbel setzte er trotzdem auf ein hochwertiges Material und die Ausführung ist exklusiv. Fast alle anderen Möbelstücke in der Wohnung sind aber Vintage-Funde vom Flohmarkt oder aus dem Internet. So auch der Gründerzeit-Kamin im Wohnzimmer, der ein Original ist, das nach dem Abbau weiß angemalt und erst dann wieder aufgebaut wurde. Die Frage „Brauche ich das wirklich?“ kann hier eindeutig mit Ja beantwortet werden. Denn auch wenn er nicht mehr funktioniert, unterstreicht er die stilistische DNA der Wohnung.
