SUBTIL ERNEUERT
Mut zur Farbe, Materialgespür und gezielter Innenausbau
Wie stellt man sich ein Pfarrhaus vor? Vermutlich ziemlich genau so wie das, was Interior-Designerin Constanze Ladner im Mainzer Stadtteil Hechtsheim vorgefunden hat. Ihr Mann ist der evangelische Pfarrer der Gemeinde, und die Wohnimmobilie gehört neben Kirche und Kita zum Architektur-Ensemble. Typisch für ihre Entstehungszeit in den 1960er-Jahren wurde sie aus Backstein errichtet, der es als stilprägendes Element auch bis ins Innere des Wohnhauses geschafft hat. Obwohl nur wie üblich vom Kirchenvorstand gemietet erhielt die neue Hausherrin umfängliche Erlaubnis, die in ihrer Entstehungsdekade verharrten Räumlichkeiten nach ihren Vorstellungen umzugestalten. „Vorallem fehlte es an natürlicher Helligkeit. Einfallendes Licht wurde von dunklem Linoleum und dem braunroten Klinker förmlich absorbiert“, erläutert Constanze Ladner ihre ersten Taten, Wände weiß zu streichen und alte Bodenbelägegegen helle, weiche Materialien zu tauschen.
„Die pragmatische Architektur aus den 60er-Jahren bietet heute eine Oase der Ruhe inmitten von wildem Grün.”
Constanze Ladner
Weil sie und ihr Mann das 170 Quadratmeter große Haus allein bewohnen würden, hängte sie insgesamt sieben Türen aus, um dem Grundriss auch ohne bauliche Eingriffe mehr Offenheit zu verleihen. Im Erdgeschoss tauchte die gelernte Modedesignerin Räume entsprechend ihrer Nutzung in unterschiedliche Farben. „Grün fürs Wohnzimmer war für mich von dem Moment an gesetzt, als wir das Haus zum ersten Mal betreten haben“, schwärmt sie über die Aussicht in den wilden, dicht bewachsenen Garten, der von dem breiten Panoramafenster wie ein Gemälde gerahmt wird. Für Küche und Esszimmer wählte die Gestalterin einen erdig-warmen Rotton, und das Amtszimmer erhielt eine monochrom sonnig gelbe Stimmung. Um den ursprünglichen Charme des Hauses und seine stilistischen Ursprünge zu bewahren, entschied sich Constanze Ladner für Möbel und Leuchten in zeitgenössischen Designs mit entsprechendem Vintage-Flair. Bodenlange Stores und Vorhänge liefern dazu die passende Kulisse, filtern das Licht und sorgen für die nötige Privatsphäre in diesem heimeligen Rückzugsort inmitten eines lebendigen Gemeindealltags.
